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Gesundheitsministerin besucht Corona-Testprojekt an der LUH

Gesundheitsministerin besucht Corona-Testprojekt an der LUH

Gesundheitsministerin Reimann vor der Teststation auf dem Campus der Leibniz Universität Gesundheitsministerin Reimann vor der Teststation auf dem Campus der Leibniz Universität Gesundheitsministerin Reimann vor der Teststation auf dem Campus der Leibniz Universität
© Jan Fischer/LUH

Dr. Carola Reimann: "Mobile Teststationen können wichtigen Beitrag im Kampf gegen das Corona-Virus leisten"

Mit gezielten Tests gegen die Ausbreitung des Corona-Virus: Beschäftigte der Leibniz Universität Hannover (LUH) haben die Möglichkeit, sich auf Sars-CoV-2 untersuchen zu lassen. Der Test ist Teil des breit angelegten Modellprojekts Mobile Corona-Analytik (MCA), das an den Modellstandorten Hannover, und Göttingen durchgeführt wird.

Hinter dem Namen MCA steht ein interdisziplinäres Forschungs-, Entwicklungs- und Translations-Team aus Forscherinnen und Forschern des Niedersächsischen Zentrums für Biomedizintechnik, Implantat-Forschung und -Entwicklung (NIFE), einem Zusammenschluss von MHH und LUH, Ärzten, Virologen und Labordiagnostikern aus Hannover sowie Chemikern, Mikro- und Molekular-Biologen, Elektro- und Informationstechnikern, Ärzten, Biochemikern, Physikern und Innovationsforschern der LUH und Fachleuten für Kommunikation und Medien der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH).

Ziel des Projektes ist es, an unterschiedlichen Modellstandorten für unterschiedliche Umgebungen geeignete Teststrategien und Test-Modell-Systeme zu etablieren, die einen realen Beitrag für den Umgang mit pandemischen Krisensituationen leisten. Dazu dienen die umfassende Beratung in puncto Epidemieplan im Rahmen der entitätseigenen Katastrophenpläne, die Präventionsberatung inklusive der umzusetzenden Maßnahmen, die Festlegung geeigneter intelligenter Testregimes und schließlich die hoch qualitative und schnelle Testung inkl. zugehöriger Meldekette (unter Berücksichtigung geltender Datenschutzbestimmungen).

So werden die Nutzer dieser Systeme in die Lage versetzt, bei Auftreten von Infektionsfällen schnell und sicher zu handeln, auf leistungsfähige Präventions- und Überwachungssysteme zu setzen und damit standortangepasst Ressourcen zu planen, schnell und effizient einzusetzen und nachhaltig zu sichern.

Sowohl in produzierenden Unternehmen, wie Auto-, Pharma- oder Life Sciences-Industrie, Lebensmittelwirtschaft, als auch in Kliniken und Pflegeheimen, in Theater, Oper oder Schulen, konnte die Leistungsfähigkeit des Systems (Garantie eines 24h/7Tage-Betriebs) eindrucksvoll demonstriert werden: Qualität, Sicherheit wie Zeiteffizienz überzeugten. Durch anspruchsvolle Testqualität (hohe Sensitivität und Stabilität, interne Kontrollen und Reevaluierungen mittels externer akkreditierter Testlabore) zeigt sich das System deutlich überlegen zu vergleichbaren weiteren Lösungen, die offensichtlich mit hohen Fehlerquoten und enormen Zeitverzögerungen behaftet sind.

"Wir alle stehen in der Corona-Krise vor immensen Herausforderungen. Ich bin stolz darauf, dass auch die Wissenschaft ihren Beitrag leistet und dass sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Leibniz Universität Hannover in diesen schwierigen Zeiten hochengagiert einsetzen, um das Virus zu bekämpfen. Ihnen gebührt unsere Anerkennung und unser Dank", erklärt Prof. Dr. Volker Epping, Präsident der Leibniz Universität Hannover.

Gesundheitsministerin Dr. Carola Reimann besuchte das Projekt am Freitag, 28. August 2020, und lobte die Initiative der Hochschulen: "Mobile Teststationen mit derart anspruchsvollen System-Lösungen, wie sie die LUH entwickelt hat, können einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen das Corona-Virus leisten. Gerade mit Blick auf den bevorstehenden Herbst sind derartige Lösungen insbesondere in sensiblen Bereichen denkbar. Entscheidend ist dabei, dass die qualitativ gesicherten Testergebnisse im hier vorgestellten Verfahren deutlich schneller vorliegen und die Meldekette komplett bedient ist, als dies im normalen Ablauf möglich wäre."

Um die nötigen Sicherheitsvorkehrungen zu gewährleisten, befindet sich das Team, das die Tests durchführt, in einem Container und ist durch spezielle Sicherheitskleidung geschützt. Die Probe wird per Rachenabstrich nach Standard des Robert-Koch-Instituts entnommen, aufgearbeitet und mittels PCR-Analytik nach dem Protokoll der Charité Berlin ausgewertet. Das Ergebnis liegt nach wenigen Stunden vor. Positive Ergebnisse aus dem Screening werden diagnostisch gesichert und über externe akkreditierte Labore bestätigt und den Testteilnehmenden, den Betriebsärzten, den Behörden sowie dem behandelnden Arzt gemeldet.

Hintergrund

Die mobilen Stationen sind auf Basis von flexibel aufstellbaren Containern aufgebaut und sowohl für die Abstrichentnahme als auch die Aufreinigung eingerichtet. Auf diese Weise wird eine strikte Trennung zwischen der Entnahme und der Aufarbeitung potentiell infektiösen Materials im mobilen Container und der anschließenden Analytik der nunmehr nicht-infektiösen RNA-Proben in separaten Laboren sichergestellt.

Eine interaktive Datenbank sowie eine digital unterstützte Laborinfrastruktur werden aufgebaut, um die Proben über den gesamten Prozess zu verfolgen und digital individuelle und relevante Daten zur Risikoexposition und möglichen Begleiterkrankungen sicher zu erfassen. Ethische und rechtliche Aspekte von der Einwilligung bis zur Verarbeitung der persönlichen Daten werden ebenfalls juristisch berücksichtigt.

Durch das effiziente Testsystem ist es möglich, eine hohe Anzahl von Personen in einem beschleunigten Verfahren zu screenen. Hiermit können die verfügbaren Testkapazitäten signifikant erweitert und auch Personen mit einem hohen beruflichen Risiko für eine Corona-Infektion regelmäßig getestet werden. Bei positiv getesteten, dem Gesundheitsamt gemeldeten Personen, wird im Verlauf des Projekts unter virologischer Führung auch eine serologische Immunitätsuntersuchung erfolgen. Darüber hinaus wird in größeren medizinischen Studien von LUH und MHH auch der Antikörper-Status von nicht positiv getesteten Probanden untersucht, so für Schülerinnen und Schüler, Lehrer und Eltern von beteiligten Schulen, aber auch für Mitarbeitende der Leibniz Universität sowie der Sartorius AG.

Für Produktionsbetriebe bietet der Test in Krisensituationen eine schnellere und sichere Wiederaufnahme der Produktionsstätten-Tätigkeit und hilft damit, wirtschaftliche Schäden zu minimieren. Darüber hinaus leistet das mobile Testzentrum einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie, da durch die zuverlässigen Aussagen entsprechende Quarantänemaßnahmen greifen, die die Verbreitung des Virus wirksam eindämmen.

Das Konzept der Corona-Teststationen richtet sich in erster Linie an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter großer Kliniken und systemrelevanter produzierender und forschender Unternehmen. Ziel ist es, Belegschaften schnell, zuverlässig und effizient auf eine Infektion mit Corona-Sars-CoV-2- zu untersuchen. Das Land Niedersachsen unterstützt den Ansatz durch die Corona-spezifischen Nachtragshaushalte über das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Die mobilen Systeme stehen nunmehr modellhaft nicht nur für ganz Niedersachsen, sondern auch für andere Bundesländer zur Verfügung. Das erste größere Rollout der Maßnahme kann bei den in dieser Woche veröffentlichten Lösungen der VW Walk Through Container bestaunt werden.