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Klimawandel und früher Mensch: VolkswagenStiftung fördert Forschungsverbund

Klimawandel und früher Mensch: VolkswagenStiftung fördert Forschungsverbund

© V. Minkus, NLD

1,6 Millionen Euro für neues Vorhaben aus dem Niedersächsischen Vorab

Naturwissenschaft trifft auf Geisteswissenschaft: Ein neuer Forschungsverbund von Universitäten und Instituten in Braunschweig, Göttingen, Lüneburg, Wilhelmshaven und Hannover widmet sich künftig den Klima- und Umweltbedingungen der Eiszeit. Das Land Niedersachsen und die VolkswagenStiftung fördern das Vorhaben drei Jahre lang mit insgesamt 1,6 Millionen Euro aus dem "Niedersächsischen Vorab". Ziel ist dabei auch, die Zusammenarbeit zwischen Natur- und Geisteswissenschaften und den Einsatz innovativer Methoden zu stärken sowie exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs zu unterstützen.

Das Land Niedersachsen verfügt über ein besonderes Kulturerbe aus der Eiszeit. Die Fundstellen Schöningen bei Helmstedt und Lehringen bei Verden haben die ältesten erhaltenen, hölzernen Jagdwaffen der Menschheit hervorgebracht. Aus der Einhornhöhle im Harz wurde jüngst ein mehr als 50.000 Jahre alter verzierter Knochen vorgestellt, der einen entscheidenden Baustein zum Verständnis der kulturellen Fähigkeiten des Neandertalers liefert. Diese Fundstellen sind zugleich Archive, die Einblicke in die Klima- und Umweltbedingungen unterschiedlicher Zeitfenster während der vergangenen 300.000 Jahre ermöglichen.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TU Braunschweig, der Georg-August-Universität Göttingen, der Leibniz Universität Hannover (LUH) und der Leuphana Universität Lüneburg sowie aus dem Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung in Wilhelmshaven, dem Leibniz Institut für Angewandte Geophysik und dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege in Hannover haben sich nun zu einem Verbund zusammengeschlossen, um diese Quellen mit modernsten Methoden konsequent zu erschließen und zu analysieren. Dazu werden hochauflösende geophysikalische Messungen, Bohrungen und Ausgrabungen an verschiedenen Fundstellen in Niedersachsen durchgeführt und die Befunde anschließend ausgewertet.

Für die ausgewählten Zeitabschnitte werden so die Umweltbedingungen in bislang nicht gekannter Auflösung - u.a. mit Hilfe von Lumineszenz-Datierungen, alter DNA, Pollen und Resten von Mückenlarven - rekonstruiert. Die so gewonnenen Daten werden zusammen mit Klimamodellierungen zu einem deutlich besseren Verständnis des natürlichen Klimawandels insbesondere während früherer Warmzeiten beitragen. Zugleich soll geklärt werden, wann und unter welchen Klimabedingungen der frühe Mensch in Norddeutschland leben und überleben konnte. Von der LUH ist das Institut für Geologie beteiligt. Dort wollen Forscherinnen und Forscher

die quartärzeitlichen Landschaften rekonstruieren und sich mit den geologischen Voraussetzungen für die Entstehung und Überlieferung der archäologischen Fundstellen befassen.