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`Scholars at Risk´ zeichnet Manuela Schimmels (Hochschulbüro für Internationales) für hervorragenden Service aus

`Scholars at Risk´ zeichnet Manuela Schimmels (Hochschulbüro für Internationales) für hervorragenden Service aus

Manuela Schimmels steht im Rahmen ihrer Tätigkeit im Welcome Centre des Hochschulbüro für Internationales unter anderem für Anfragen zum Netzwerk „Scholars at Risk“ zur Verfügung. Sie hat die Beteiligung der Leibniz Universität Hannover am Netzwerk auf- und ausgebaut und trägt damit seit 2017 wesentlich zur Umsetzung und zum Erhalt der Wissenschaftsfreiheit bei. Ihr Engagement für diese Initiative, die gefährdete Forschende weltweit unterstützt, wurde nun ausgezeichnet. Im Januar verlieh Scholars at Risk Frau Schimmels die Auszeichnung für hervorragenden Service.

Wir gratulieren Frau Schimmels und fragen genauer nach:

Herzlichen Glückwunsch, Frau Schimmels, zu dieser Auszeichnung! Sie arbeiten jetzt seit 3 Jahren im Netzwerk Scholars at Risk. Schildern Sie uns doch kurz wie Ihre Arbeit in diesem Bereich aussieht.

Manuela Schimmels: Das internationale Netzwerk Scholars at Risk umfasst 500 Hochschulen aus 38 Ländern, die sich für gefährdete Forschende einsetzt, die in ihrem Heimatland nicht frei oder gar nicht forschen dürfen und oftmals von Inhaftierung oder sogar dem Tode bedroht sind.

Scholars at Risk und die daraus 2016 entstandene deutsche Sektion, kurz SAR Germany Section, hat sich zur Aufgabe gemacht, diesen Forschenden eine Stimme und eine Perspektive zu geben. Wir versuchen auf die individuellen Schicksale aufmerksam zu machen, prangern Missstände an und versuchen im wahrsten Sinne des Wortes, Leben zu retten.

Darüber hinaus schaffen wir in diesem Netzwerk neue Perspektiven an Hochschulen, die bereit sind, einen gefährdeten Forschenden aufzunehmen, damit er seine Forschung frei und ohne Restriktionen fortführen kann. In Deutschland ist die Philipp Schwartz-Initiative der Humboldt-Stiftung eine große Hilfe. Mit der finanziellen Unterstützung ist es möglich, gefährdete Wissenschaftler an deutschen Universitäten für 24 Monate zu holen. Die aktuelle Ausschreibung läuft noch bis zum 5. März 2021.

Wie werden gefährdete Forschende an der LUH konkret unterstützt?

Manuela Schimmels: Wie schon gerade erwähnt, versuchen wir über die Philipp Schwartz-Initiative Finanzierungsmöglichkeiten für gefährdete Forschende an der LUH zu schaffen – dies ist uns schon zweimal erfolgreich gelungen. Doch es geht bei der Unterstützung dieser Gruppe nicht nur um eine monetäre Sicherheit. In Zusammenarbeit mit den betreuenden Instituten, versuchen wir den Betroffenen eine wissenschaftliche und vor allen Dingen persönliche Zukunft in Deutschland zu schaffen. Dies geht dann weit über die Zeit an der LUH hinaus.

Neben dem allgemeinen Service im Welcome Centre für internationale WissenschaftlerInnen und Doktoranden, wie z.B. Hilfe bei bürokratisch und administrativ notwendigen Schritten oder auch Fragen zum alltäglichen Leben in Deutschland und Hannover, versuchen wir diese Gruppe für den deutschen und europäischen Arbeitsmarkt fit zu machen. Dies beinhaltet beispielsweise Deutschsprachkurse, Informationsveranstaltungen zur deutschen Wissenschaftskultur, Bewerbungstrainings, usw. aber auch Freizeitveranstaltungen, wo sich internationale WissenschaftlerInnen an der LUH kennenlernen und vernetzen können.

Wir versuchen die individuellen Bedarfe dieser Gruppe zu ermitteln und dann im besten Falle zu befriedigen. Das kann auch mal bedeuten, dass wir im Rahmen der Philipp Schwartz-Initiative den Führerschein finanzieren, dies hatte für den Forschenden damals einen erheblichen Mehrwert, da er dadurch räumlich wesentlich flexibler war und eine andere, feste Anstellung in einem deutschen Forschungsunternehmen bekam.

Seit 2019 ist die LUH ein offizielles und eingetragenes Fördermitglied von Scholars at Risk und unterstützt das Netzwerk nicht nur mit „Manpower“ durch meine Person, sondern auch durch einen jährlichen Mitgliedsbeitrag, der gefährdeten Forschenden weltweit zu Gute kommt. Hier bin ich dem Präsidium sehr dankbar, dass sie das Netzwerk und mich auf den Weg zur Unterstützung gefährdeter Forschenden begleitet und hinter dieser wichtigen Sache steht.

Und wie sieht die Zusammenarbeit im Netzwerk aus?

Manuela Schimmels: Die Zusammenarbeit erfolgt auf drei Ebenen:

Zum einen auf der internationalen Ebene, wir schließen uns Aufrufen an, wie z.B. im Fall für die Aufforderung zur Freilassung inhaftierter Forschender, zur Wahrung der Menschenrechte oder auch zur Herstellung eine freien und restriktionslosen Atmosphäre zur Forschung. Darüber hinaus unterstützt uns Scholars at Risk in der Gefährdungsbeurteilung einzelner Forschenden, die an die LUH kommen möchten. Im Gegenzug versuchen wir Forschungsplätze und -möglichkeiten für die Betroffenen zu finden.

Dazu kommt die nationale Ebene, die vor allem eine gute Austauschmöglichkeit für betreuende Hochschulen in Deutschland bietet. Hier geht es um Erfahrungsaustausch und die Weiterentwicklung von Hilfs- und Unterstützungsangeboten für gefährdete Forschende an deutschen Hochschulen. Aber auch darum, Informationen an die breite Öffentlichkeit zu geben, um ein Bewusstsein für solche Missstände zu schaffen.

Eine weitere Ebene ist der im November 2020 von uns gegründete Zusammenschluss von Mitgliedshochschulen in Niedersachsen und Bremen. Im Sommersemester werden wir in Zusammenarbeit mit der Universität Bremen, Göttingen, Oldenburg und der Leuphana eine Speaker Series anbieten, auf der nicht nur Betroffene, sondern auch Vertreter des Scholars at Risk über ihre Arbeit berichten werden.

Und eine abschließende Frage: Nach den Erfahrungen, die Sie in den vergangenen Jahren gesammelt haben, was verbinden Sie persönlich mit Scholars at Risk?

Manuela Schimmels: Wissenschaftsfreiheit und Menschlichkeit ist ein hohes Gut, welches leider nicht selbstverständlich ist und manchmal auch da bedroht ist, wo man es gar nicht vermutet.

Sämtliche MitarbeiterInnen und UnterstützerInnen von Scholars at Risk setzen alle Hebel in Bewegung, um individuell und global zu helfen, um der wissenschaftlichen Forschung Freiheit zu geben und den Menschen in den Vordergrund zu stellen. Ich bin immer wieder beeindruckt, mit welcher Energie und Zuversicht Scholars at Risk Probleme angeht und individuell zu unterstützen versucht. Das treibt mich immer wieder an, wenn ich nicht weiterkomme oder Probleme unlösbar scheinen. Es macht mich sehr stolz, dass die LUH und somit auch ich ein Teil dieses wertvollen Netzwerkes sind.

 

Wir freuen uns, dass bei der Unterstützung gefährdeter Forschender bereits so viel aufgebaut und erreicht wurde und wünschen Frau Schimmels bei dieser so wichtigen und spannenden Aufgabe auch weiterhin viel Erfolg.