Geschichte der Partnerschaft

Aufgrund des völkerrechtswidrigen Angriffes auf die Ukraine durch Russland sieht sich die Hochschule gezwungen diese Kooperation auszusetzen. Das Präsidium hat auf seiner Sitzung am 2. März 2022 beschlossen, alle Kooperationen mit Russland ab sofort und bis auf Weiteres ruhen zu lassen.

Die ersten Kontakte der LUH mit dem Kalinin-Polytechnikum (jetzt SPbPU) entstanden im Jahre 1967, als die russischen Professoren K. Selesnev und I. Kirillov den Leiter des Instituts für Strömungstechnik der LUH, Prof. K. Bammert, auf dem internationalen Symposium „SYMKOM“ in Polen kennen gelernt haben. Die Kooperation der LUH mit dem Kalinin-Polytechnikum begann 1979, zur Hochzeit des Kalten Krieges, als im Juli ein Brief des sowjetischen Generalkonsulats in Hamburg mit einem vom Kalinin-Polytechnikum in Leningrad konzipiertem Vertragsentwurf für eine Hochschulzusammenarbeit die Universität Hannover erreichte. Beide Hochschulen waren von Anfang an sehr an einer Forschungszusammenarbeit interessiert und konnten sich schnell über die thematische Schwerpunktsetzung einigen. Mehrere Jahre mussten allerdings vergehen, bis die Wissenschaftler beider Hochschulen ihre Forschungspläne mit gegenseitigen Besuchen realisieren konnten. Erst im Jahr 1984 gelang es den Vertragspartnern, die den geopolitischen Umständen entsprechenden bürokratischen Auflagen zu erfüllen. Nun konnten der deutsch-russiche Hochschulvertrag über die Zusammenarbeit sowie das erste Arbeitsprogramm unterzeichnet werden. Dies war ein außerordentliches Ereignis von überregionaler Bedeutung - nicht nur für die beteiligten Hochschulen, sondern auch für beide Länder.


Seit 1984 haben die Wissenschaftler beider Universitäten alle drei Jahre Arbeitsprogramme für die weitere Entwicklung der Forschungskooperationen erarbeitet, welche schriftlich festgehalten und von der Hochschulleitungen beider Universitäten unterzeichnet worden sind. Dies brachte Kontinuität mit sich und trieb die Zusammenarbeit über mehrere Jahre voran. Dadurch entwickelte sich die Kooperation zu einer höchst erfolgreichen wissenschaftlichen Partnerschaft, die ein hohes Ansehen sowohl an der LUH als auch an der SPbPU genießt.

Im Laufe der Kooperation haben mehrere LUH Professoren einen Ehrendoktortitel an der SPbPU erhalten: Prof. Seidel (1989), Prof. Stein (1995), Prof. Wenzel (1995), Prof. Graul (2000), Prof. Zielke (2000), Prof. Barke (2008). Prof. Seume von der LUH wurde als Ehrenprofessor der Staatlichen Polytechnischen Universität St. Petersburg ausgezeichnet (2010). Zwei Professoren der SPbPU haben Ehrenauszeichnungen (Ehrensenatoren) der LUH bekommen: Prof. Vasiliev (1989) und Prof. Fedorov (2010).

2004 und 2010 fanden unter der Leitung des Hochschulbüros für Internationales (HI) gemeinsame Workshops in Hannover statt, an denen alle beteiligten Partner beider Hochschulen teilnahmen. Das Ziel dieser Workshops war es, die strategische Ausrichtung neu zu definieren und den anstehenden Generationswechsel möglichst reibungslos einzuleiten. Das gab der Kooperation neue Stärke und neuen Schwung. Zahlreiche gemeinsam durchgeführte Forschungsprojekte, Seminare und Workshops, Forschungsaufenthalte und wissenschaftliche Publikationen leisteten wichtige Beiträge zur aktuellen Forschung auf verschiedenen Gebieten, vor allem der Kontinuums- und Strukturmechanik, Turbomaschinenbau und Metallumformung.

Damit wurde die Grundlage für eine international sichtbare und nachhaltige Zusammenarbeit geschaffen. Hauptsächlich arbeiteten, dem jeweiligen Profil der Hochschulen entsprechend, die Ingenieurwissenschaftler zusammen. Viel Aufmerksamkeit wurde dem Austausch von Studierenden und Doktoranden geschenkt. In den letzten Jahren wurden auch Studierende der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in den Austausch einbezogen, um die Fächerbreite beider Hochschulen besser zu nutzen. Dabei spielte die Anerkennung von an der Partnerhochschule erworbenen Studienleistungen eine bedeutende Rolle. Darüber hinaus entwickelten die LUH und SPbPU einen gemeinsamen internationalen ingenieurwissenschaftlichen Masterstudiengng, der zum Wintersemester 2013/14 startete und seit dem auf Englisch unterrichtet wird. Zum Wintersemester 2018/19 folgten zwei weitere internationale Studienprogramme auf Englisch. Somit bekommen die Studierenden die Möglichkeit, interkulturell und interdisziplinär zusammen zu arbeiten und zu lernen. Durch die Einführung solcher Studienprogramme eröffnete sich eine neue Dimension der internationalen Zusammenarbeit für die beteiligten Universitäten.