Drei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Frankreich, Israel/Italien und Deutschland sind am Donnerstag, 3. August 2023, mit dem „VGH-Preis für hervorragende Leibniz-Dissertationen“ ausgezeichnet worden. Die Verleihung fand während des XI. Internationalen Leibniz-Kongresses im Welfenschloss der Leibniz Universität Hannover (LUH) statt. Nach 2016 sind zum zweiten Mal die VGH-Preise für hervorragende Leibniz-Dissertationen ausgelobt worden. Initiatorin der Ausschreibung war die Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesellschaft. Die VGH Versicherungen, die den Leibniz-Kongress und die Leibniz-Forschung seit 1993 fördert, übernahm erneut die Finanzierung der Preisgelder in Höhe von insgesamt 6.000 Euro. Das gemeinsame Ziel: weltweit Forscherinnen und Forscher aller Disziplinen anzusprechen, die sich in ihren Dissertationsarbeiten mit Leibniz, dessen Denken und Werken beschäftigen.
Jeweils 2.000 Euro erhielten für ihre hervorragende Leibniz-Dissertation:
Sandra Bella, geboren in Barcelona (Spanien), Postdoc am Forschungszentrum Wissenschaften, Philosophie, Geschichte in Paris (Laboratoire SPHERE). Die Studie basiert weitestgehend auf bisher unveröffentlichten bzw. selten erforschten Manuskripten berühmter Mathematiker und zeigt, dass die Akzeptanz der Gültigkeit mathematischer Praktiken nicht nur von logischen Argumenten abhängt, sondern das Ergebnis von Debatten war, die stark sozial oder von politischen Aspekten geprägt waren. Titel der Dissertation: De la géométrie et du calcul des infiniment petits : les réceptions de l’algorithme leibnizien en France (1690-1706).
Sven Erdner, geboren in Pattensen, Studium der Geschichte, Italianistik, Religionswissenschaften und Germanistik in Hannover, Mitarbeiter des Leibniz-Archivs in Hannover und der Leibniz-Gesellschaft, Promotion 2019 im Fach Geschichte an der LUH über Leibniz und die braunschweig-lüneburgische Hausgeschichte: Leibniz’ Suche nach den Vorfahren Azzos II. von Este zwischen 1685-1716 und sein Prioritätsstreit mit Lodovico Antonio Muratori. Erdner rekonstruiert den gesamten Prozess der Erforschung der Geschichte des welfischen Fürstenhauses durch Leibniz und macht sie bis in ihre Einzelheiten nachvollziehbar.
Osvaldo Ottaviani, Institut für Technology (Technion) in Haifa (Israel), Studium der Philosophie in Pisa, Oxford und Mailand, Promotion 2018 an der Scuola Normale Superiore di Pisa über: Modality, Ontology, and Phenomenology. Leibniz’s Multiple Views on Existence. A Historical and Analytic Reconstruction. Mit dieser Arbeit liegt eine umfassende und gründliche Untersuchung des Begriffs „Existenz“ (existens, existentia, existere) vor, eines Begriffs, der in Leibniz’ Metaphysik in vielerlei Hinsicht (Essenz, Kontingenz, mögliche Welten, Entitäten, notio completa, series rerum etc.) eine zentrale und facettenreiche Rolle spielt (und in der Forschung nicht unumstritten ist).
Insgesamt prüfte die internationale Jury unter Prof. Dr. Wenchao Li, dem Vorsitzenden des wissenschaftlichen Beirates der Leibniz-Gesellschaft, zwanzig qualifizierte Arbeiten aus einem breiten Themenspektrum – von Leibniz’ Philosophie der Universalharmonie bis zur Beschäftigung des Universalgelehrten mit der welfischen Hausgeschichte und seiner berühmten Infinitesimalrechnung. Die fünf Bewerberinnen und fünfzehn Bewerber kamen aus Argentinien, Belgien, Chile, Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Korea, Mexiko, Spanien und den USA.
Den Rahmen der Preisverleihung bildete der traditionelle Empfang des Leibniz-Kongresses. Prof. Dr. Christina von Haaren, Vizepräsidentin für Internationales und Nachhaltigkeit an der LUH, Prof. Dr. Erich Barke, Ehrenpräsident der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesellschaft, und Frank Müller, Vorstandsmitglied der VGH Versicherungen, übernahmen die Begrüßung der Gäste im Lichthof.