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Millionenförderung für innovative Forschung: ERC Starting Grants für Nachwuchswissenschaftler der LUH

Millionenförderung für innovative Forschung: ERC Starting Grants für Nachwuchswissenschaftler der LUH

Presseinformation vom

Gleich drei jungen Professoren der Leibniz Universität ist es gelungen, einen der hochdotierten EU-Förderpreise einzuwerben

Großer Erfolg für die LUH in der aktuellen Bewilligungsrunde der renommierten ERC Starting Grants: Drei junge Wissenschaftler haben den Zuschlag für eine Förderung für jeweils einen der mit bis zu 1,5 Millionen Euro dotierten Grants erhalten. Mit den Starting Grants fördert der Europäische Wissenschaftsrat exzellente und visionäre Forschung von herausragenden Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern. Ziel ist die Unterstützung der wissenschaftlichen Unabhängigkeit durch den Aufbau einer eigenen Forschungsgruppe in einem Zeitraum von bis zu fünf Jahren. Bewerben können sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, deren Promotion zwei bis sieben Jahre zurückliegt. Dass gleich drei der renommierten ERC Starting Grants in dieser Runde an die Leibniz Universität gehen, ist ein Riesenerfolg.

Die Preisträger der LUH sind Prof. Michael Kues (Hannoversches Zentrum für Optische Technologien, HOT), Prof. Matthias Müller (Institut für Regelungstechnik, Fakultät für Elektrotechnik und Informatik) und Prof. Stefan Schreieder (Institut für Algebraische Geometrie, Fakultät für Mathematik und Physik).

Prof. Michael Kues, Wissenschaftler des Exzellenzclusters PhoenixD der Leibniz Universität Hannover, erhält den Starting Grant für sein Forschungsprojekt zur Entwicklung photonischer Quanten-Coprozessoren. Am Hannoverschen Zentrum für Optische Technologien der LUH, in dem interdisziplinär geforscht wird, kann er nun seine Forschung der photonischen Quantentechnologien weiter ausbauen. Der 36-Jährige, der im Frühjahr 2019 einen Ruf an die LUH annahm, möchte mit seinem Projekt QFreC zur Erforschung "intelligenter photonischer frequenzbasierter Quantenschaltkreise" die Möglichkeiten des Maschinellen Lernens erweitern. Verfahren des Maschinellen Lernens werden verwendet, um komplexe Aufgaben zu lösen, etwa die Erkennung von Mustern, um beispielsweise Anlagestrategien im Finanzhandel zu optimieren, selbstfahrende Autos zu lenken oder medizinische Diagnosen zu verbessern. Die dafür erforderliche Rechenleistung bringt jedoch die derzeit vorhandenen Rechenressourcen an ihre Grenzen. Hier setzt Kues'' Forschungsprojekt an. Der Physiker will quantenphotonische Schaltkreise für das Maschinelle Lernen verwenden und erforschen, wie diese Verbindung eine Rechenleistungssteigerung erbringen kann. Zudem hat die Verwendung einer photonischen Technologie das Potenzial, den Energieverbrauch zu minimieren.

Für ein Forschungsprojekt im Bereich der Regelungstechnik erhält Prof. Matthias Müller den ERC Starting Grant. Das Projekt Cont4Med des 35-Jährigen, der seit Februar 2019 Direktor des Instituts für Regelungstechnik der LUH ist, befasst sich mit Regelungs- und Schätzverfahren für nichtlineare dynamische Systeme, über die nur wenige oder unvollständige Informationen vorliegen. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn nur sporadische Messungen von Größen vorgenommen werden können oder das System beziehungsweise sein dynamisches Verhalten (teilweise) unbekannt ist. Als Hauptmotivation für die Betrachtung dieser Phänomene dienen biomedizinische Anwendungen wie beispielsweise der Hypophysen-Schilddrüsen-Regelkreis, wo Hormonkonzentrationen oft nur im Abstand von mehreren Tagen oder Wochen gemessen werden. Cont4Med will untersuchen, wie viele und welche Messungen eines nichtlinearen Systems nötig sind, um interne Systemzustände rekonstruieren zu können. Außerdem sollen Schätz- und Regelungsverfahren für diese Systeme unter anderem mit Hilfe von Methoden des Maschinellen Lernens entwickelt werden. Die entwickelten Verfahren werden in verschiedenen biomedizinischen Anwendungen mit dem Ziel einer optimalen und personalisierten Therapieentwicklung simulativ getestet.

Annäherung an ein berühmtes offenes Problem in der algebraischen Geometrie: Der erst 32-jährige ERC-Preisträger Prof. Stefan Schreieder wird im geförderten Forschungsprojekt zusammen mit seiner Arbeitsgruppe Rationalitätsfragen von algebraischen Varietäten untersuchen. Im Wesentlichen geht es um die Frage, für welche algebraischen Gleichungen es eine Lösungsformel gibt - also eine algebraische Formel, die (fast alle) Lösungen der Gleichung eindeutig beschreibt. Das vielleicht älteste Beispiel einer nicht-trivialen Gleichung, die eine solche Lösungsformel zulässt, ist durch die Kreisgleichung gegeben. In der Tat war wohl schon den alten Griechen bekannt, dass (fast) alle Lösungen durch eine explizite algebraische Lösungsformel eindeutig beschrieben werden können. Für viele andere wichtige Gleichungen ist die Existenz einer ähnlichen Lösungsformel ein berühmtes offenes Problem in der algebraischen Geometrie. Mithilfe moderner Methoden aus der Algebra, Zahlentheorie und Geometrie konnten in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte auf diesem Gebiet erzielt werden. Stefan Schreieder, der bereits mit 29 Jahren Professor in München wurde und im Frühjahr 2020 an die LUH wechselte, hat in den vergangenen Jahren bereits maßgeblich zu diesen Fortschritten beigetragen.

Außer den drei neu Geförderten forschen derzeit fünf weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit einem ERC Starting Grant sowie ein Wissenschaftler mit einem ERC Consolidator Grant (Förderlinie für Forschende, deren Promotion zwischen sieben und zwölf Jahren zurückliegt) an der Leibniz Universität Hannover. Die ERC Grants gelten wegen des harten Auswahlverfahrens als Ritterschlag der europäischen Wissenschaftsgemeinschaft. Wichtige Auswahlkriterien sind, wie visionär die Forschungsfragen sind und welche exzellenten Leistungen die Antragstellenden bisher erbracht haben.

Hinweis an die Redaktion
Für weitere Informationen steht Ihnen Mechtild Freiin v. Münchhausen, Leiterin des Referats für Kommunikation und Marketing und Pressesprecherin der Leibniz Universität Hannover, unter Telefon +49 177 3734026 oder per E-Mail unter kommunikation@uni-hannover.de gern zur Verfügung.