Die Forschung hat gezeigt, dass eine erfolgreiche elterliche Einbindung in die Schule mit zahlreichen wünschenswerten schulischen Entwicklungsergebnissen einhergeht. Doch gerade bei Familien mit niedrigem Einkommen und/oder in Familien mit Migrationshintergrund stehen der Beziehung zwischen Elternhaus und Schule häufig Hindernisse im Weg. Hier setzt das Forschungsprojekt "Lehrer-Eltern-Interaktion: Mit schulischer Teilhabe zum Erfolg von Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund. Entwicklung einer Lehreinheit auf Basis empirischer Daten" an, das durch das Programm "PRO* Niedersachsen" mit 234.000 Euro gefördert wird.
Das Projekt läuft über drei Jahre. In einer ersten Phase soll die Lehrenden-Eltern-Interaktion in Familien mit und ohne Migrationshintergrund untersucht werden. Dabei stehen drei Fragen im Mittelpunkt: Wie gestaltet sich eine positive Interaktion zwischen Lehrenden und Eltern zur optimalen Förderung der schulischen Anpassung von Jugendlichen aus Sicht der Eltern und Lehrenden? Welche Rolle spielen die Jugendlichen selbst? Welche Handlungsempfehlungen können für Lehramtsstudierende an niedersächsischen Hochschulen aus den Erkenntnissen abgeleitet und in ihre Ausbildung integriert werden?
Um diese Fragen zu beantworten, werden Informationen von Lehrenden, Eltern sowie Schülerinnen und Schülern mit und ohne Migrationshintergrund zusammengetragen. Diese Informationen sollen dabei helfen, mehrere Erklärungsansätze bezüglich möglicher Chancen und Schwierigkeiten in der Lehrenden-Eltern-Interaktion zu vergleichen:
- Allgemeingültige Erklärungsansätze, die davon ausgehen, dass Interaktionsprobleme zwischen Lehrenden und Eltern durch die soziale Herkunft determiniert sind, und somit nicht kulturell oder durch Migration,
- migrationsspezifische Erklärungsansätze, bei denen Schwierigkeiten und Chancen in der Interaktion zwischen Lehrenden und Eltern speziell in kulturellen und migrationsspezifischen Ursachen zu suchen sind,
- familienspezifische Erklärungsansätze, bei denen Familienkonstellationen als Ursachen für herausfordernde und gelungene Lehrenden-Eltern-Interaktionen betrachtet werden. Dazu gehört eine gute Eltern-Kind-Kommunikation oder auch bikulturelle Kompetenzen der Jugendlichen.
Das Projekt soll insbesondere die aktive Rolle der Jugendlichen berücksichtigen. Diese beeinflussen stark die Kommunikation zwischen Schule und Elternhaus, beispielsweise übersetzen und erklären Jugendliche mit Migrationshintergrund ihren Eltern häufig schulspezifischen Informationen.
In der zweiten Phase werden die Forschungsergebnisse in einer online-Lehreinheit implementiert, um den zukünftigen Lehrenden aufzuzeigen, wie familienspezifische Potenziale in der interaktiven Elternarbeit genutzt werden können. Um auch interessierten Benutzerinnen und Benutzern außerhalb der Leibniz Universität Zugang zu den Informationen zu gewähren, wird eine interaktive Lehrplattform dazu eingerichtet.
Ein Viertel der Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen zehn und zwanzig Jahren an niedersächsischen Schulen haben einen Migrationshintergrund. Ein Anteil, der laut des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung weiterhin steigen wird. Schulen müssen sich von daher der Aufgabe stellen, mit kultureller Diversität erfolgreich umzugehen. Ziel des Projektes ist es, die Interaktion zwischen Eltern und Lehrenden besser zu verstehen und zu verändern, um bekannten Bildungsungleichheiten in multikulturellen Gesellschaften entgegenzuwirken.
Hinweis an die Redaktion:
Für weitere Informationen steht Ihnen Prof. Peter F. Titzmann, Institut für Psychologie, Leibniz Universität Hannover, unter Telefon +49 511 762 14133 oder per E-Mail unter titzmann@psychologie.uni-hannover.de gern zur Verfügung.