Prof. em. Dr.-Ing. habil. Dr.-Ing. E. h. Dr.-Ing. h.c. mult. Erwin Stein
(*1931-†2018)

Porf. Erwin Stein (*1931-†2018) Porf. Erwin Stein (*1931-†2018) Porf. Erwin Stein (*1931-†2018)

Erwin Stein galt als internationale Autorität in der Numerischen Mechanik und wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2011 mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Niedersächsischen Verdienstordens. Er war seit 1971 Professor an der Universität Hannover, später Leiter des Instituts für Baumechanik und Numerische Mechanik sowie Dekan des Fachbereichs Bauingenieur- und Vermessungswesen. Sein wissenschaftliches Wirken hat in nationalen und internationalen Fachkreisen große Beachtung gefunden. Zahlreiche vielzitierte Veröffentlichungen, viele wissenschaftliche Preise, mehrere Ehrendoktorwürden und Mitgliedschaften in Editorial Boards hochrangiger wissenschaftlicher Zeitschriften belegen seine herausragende Persönlichkeit in der Wissenschaft.

Auch nach seiner Emeritierung war Erwin Stein wissenschaftlich aktiv. Ein besonderes Anliegen war ihm stets die Erforschung der technischen Erfindungen von Gottfried Wilhelm Leibniz. Er trug maßgeblich zu der Umbenennung der Universität Hannover im Jahre 2006 in Leibniz Universität bei und initiierte die Leibniz-Dauerausstellung im Sockelgeschoss der Universität. Damit begründete er den Kernbestand der heutigen universitären Sammlung von Funktionsmodellen zu den mathemaischen und technischen Erfindungen von Gottfried Wilhelm Leibniz. Viele der dort präsentierten funktionalen Nachbauten gehen auf seine konstruktiv-mathematischen Forschungen zurück.

2013 schloss sich ein vierköpfiges Autorenteam zusammen und begann eine umfassende historische und mathematisch-konstruktive Erforschung der einzigen erhaltenen Vier-Spezies-Rechenmaschine von Gottfried Wilhelm Leibniz.  

Franz-Otto Kopp, Klaus Badur, Erwin Stein und Ariane Walsdorf mit der Vier-Spezies-Rechenmaschine Franz-Otto Kopp, Klaus Badur, Erwin Stein und Ariane Walsdorf mit der Vier-Spezies-Rechenmaschine Franz-Otto Kopp, Klaus Badur, Erwin Stein und Ariane Walsdorf mit der Vier-Spezies-Rechenmaschine
Foto v.l.n.r.: Franz-Otto Kopp (*1937-†2015) (Ingenieur und Spezialist in der Konstruktion funktionaler Nachbauten mechanischer Rechenmaschinen), Klaus Badur (Ingenieur und Spezialist in der Konstruktion funktionaler Nachbauten mechanischer Rechenmaschinen), Erwin Stein (*1931-†2018) (Mathematiker und Leibniz-Forscher), Ariane Walsdorf (Historikerin und Leibniz-Forscherin)

Diese fruchtbare Zusammenarbeit aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen brachte viele neue Erkenntnisse zu der Erfindungsgeschichte und Funktionsweise der Leibniz-Rechenmaschine und trug auch maßgeblich dazu bei, die in Publikationen des 18. und 19. Jahrhunderts fälschlich angenommene Behauptung, die Leibniz-Rechenmaschine habe nicht funktioniert, zu widerlegen. 1

Erwin Stein stand bis ins hohe Alter im Mittelpunkt eines regelmäßigen Forschungsaustausches zu den technischen Erfindungen von Gottfried Wilhelm Leibniz und darüber hinaus, den er kenntnisreich und mit großer Leidenschaft vorantrieb, getreu seinem Leitwort von Gottfried Wilhelm Leibniz:

"Pars vitae quoties perditur hora perit"
"Ein Stück des Lebens ist verloren, sobald eine Stunde vergeudet wird."

Die Wissenschaft verlor mit Erwin Stein eine herausragende Persönlichkeit und einen großen Leibniz-Forscher.


1 Ariane Walsdorf, Klaus Badur, Erwin Stein, Franz Otto Kopp: Das letzte Original. Die Leibniz-Rechenmaschine der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Hannover 2013.
Dass die Leibniz-Rechenmaschine richtig rechnete haben zuerst Klaus Badur und Wolfgang Rottstedt anhand von Proberechnungen auf ihren originalgetreuen Nachbauten bewiesen. Siehe: Badur, K./Rottstedt, W.: Und sie rechnet doch richtig! Erfahrungen beim Nachbau einer Leibniz-Rechenmaschine, in: studia leibnitiana 2/2004 (2005), Franz Steiner, Wiesbaden.