Wie kann der Mensch einen freien Willen haben,
wenn Gott alles vorherbestimmt hat?
Im 17. Jahrhundert herrschte die Auffassung, dass Gott den Ablauf der Welt bereits vorherbestimmt (prädestiniert) hat. Der Mensch folge demnach in seinen Handlungen der göttlichen Bestimmung. Ob Kurfürst oder Übeltäter – im menschlichen Individuum ist seine ganze Zukunft bereits angelegt. Allerdings, dies ist mit einer Vorstellung vom freien Willen nur schwer zu vereinbaren. Wenn determiniert ist, was ich tue, dann scheint es unmöglich, dass ich irgendetwas anderes tue – und damit existiert auch kein freier Wille. Natürlich rief dieses Problem Leibniz auf den Plan. Das Innesein aller Prädikate in einem Subjekt, so Leibniz, in seiner Schrift „De libertate“, „Über die Freiheit“ spiegele, dass eine Substanz immer schon alle ihre Zustände als notwendige Folge eines ursprünglichen Zustandes in sich trage. Begriffslogik, Geometrie oder Mathematik – alles ist universellen Regeln unterworfen: „Nichts geschieht ohne einen Grund“. In diesem Sinne ist auch jede Handlung eines Individuums durch eine Kette von Ursachen bestimmt, aber dennoch kann es freie Entscheidungen treffen. Denn der gelebte Moment, der alle Ursachen und Wirkungen voraussetzt, ist bereits der, den Gott wirklich gemacht hat. Denn Gott überschaue alle vorherigen und zukünftigen Ereignisse, so Leibniz. Dabei habe er aber nur diese Welt in die Existenz gesetzt. Alle anderen möglichen Entscheidungen gehören zu anderen möglichen Welten. Im leibniz’schen Multiversum der Möglichkeiten leben wir in der einzigen von Gott zur Existenz gebrachten Welt, die einen freien Willen ermöglicht und eben: die beste aller möglichen Welten ist.
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