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Die Dynamik der Armut in Südostasien

Die Dynamik der Armut in Südostasien

Presseinformation vom

Wirtschaftswissenschaftler befragen 4.000 Haushalte in Thailand und Vietnam

Warum bleiben Menschen in einigen Regionen arm oder fallen immer wieder in Armut zurück trotz hoher Wachstumsraten der Gesamtwirtschaft? Warum nehmen Menschen die sich Ihnen bietenden Gelegenheiten nicht in ausreichenden Umfang wahr, die ihren Wohlstand nachhaltig verbessern könnten? Und wie steht es um die Lebensperspektiven der Landbevölkerung in rasch wachsenden und sich industrialisierenden Ländern? Diesen und weiteren Fragen widmet sich ein aktuelles Forschungsvorhaben der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Leibniz Universität Hannover: „Poverty dynamics and sustainable development: A long term panel project in Thailand and Vietnam“ (deutsch: Die Dynamik der Armut und nachhaltige Entwicklung: Langzeit-Panelstudie in Thailand und Vietnam“). Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die erste Dreijahresphase bis 2019 mit 1,5 Millionen Euro. Die gesamte  Fördersumme bis 2024 beträgt 4,5 Mio. Euro.

„Mit insgesamt rund 4.000 ländlichen Haushalten und gut 20.000 Einzelpersonen, die wir befragen, haben wir seit 2007 durch unsere DFG-Forschergruppe bereits einen qualitativ sehr hochwertigen Datensatz aufgebaut. Die gute Qualität der Daten ermöglicht deren Verwendung für hochrangige Forschung insbesondere auf dem Gebiet der Entwicklungsökonomik“, sagt Prof. Dr. Hermann Waibel, der das Projekt am Institut für Entwicklungs- und Agrarökonomik der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät koordiniert. Das Konzept des Projektes folgt damit dem Ansatz anderer Langfrist-Forschungsdatenbanken wie etwa dem bekannten deutschen Sozio-ökonomischen Panel (SOEP), eine langjährige Wiederholungsbefragung von immer denselben Personen bzw. Familien.

Die Datenbank des „Thailand-Vietnam Socio-Economic Panel“ (TVSEP) ermöglicht wissenschaftliche Untersuchungen, die zu einem besseren Verständnis der Dynamik ländlicher Armut in Entwicklungsländern führen. Damit liefert das Projekt die Grundlage zur Entwicklung effektiverer Strategien zur nachhaltigen Reduzierung von Armut und Ungleichheit. „Mit dem neuen DFG-Langzeitprojekt wollen wir einen wesentlichen Beitrag leisten, der entwicklungsökonomischen Forschung in Deutschland zu weltweiter Anerkennung zu verhelfen und gleichzeitig die Forschungskapazitäten in den beiden Partnerländern nachhaltig stärken“, sagt Waibel, der erst kürzlich von einem Besuch aus dem Nordosten von Thailand zurückkehrte.

Der Fragebogen an die Haushalte in Thailand und Vietnam ist über 80 Seiten lang, die Interviews erfolgen jeweils vor Ort durch Studierende der lokalen Universitäten, die eigens dazu geschult werden. Erhoben werden Basisdaten wie Haushaltsgröße, Bildungshintergrund und Vermögenswerte, wirtschaftliche Tätigkeit, persönliches Einkommen und verschiedene Schocks wie Überschwemmungen, Dürre, starke Preisschwankungen oder Krankheit und Todesfälle in der Familie. „Eine besondere Rolle spielen Verhaltensparameter wie die Risikoeinstellung und die Frage der Stadt-Land-Beziehung, da insbesondere jüngere Familienmitglieder in die Städte abgewandert sind und von dort einen Teil ihres Einkommens zurückschicken. Deshalb werde auch bei diesen Migranten in Bangkok und Ho Chi Minh Stadt Paneldaten erhoben.

Für die entwicklungsökonomische Forschung in und außerhalb Deutschlands bedeutet das neue DFG-Projekt einen wichtigen Impuls. Der Datensatz steht als öffentliches Gut nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen für wissenschaftliche Arbeiten zur Verfügung.

Projektteilnehmer sind von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Leibniz Universität neben Prof. Hermann Waibel noch Prof. Ulrike Grote vom Institut für Umweltökonomik und Welthandel und Prof. Andreas Wagener vom Institut für Sozialpolitik sowie von der Georg-August-Universität Göttingen Prof. Stephan Klasen vom Lehrstuhl für Entwicklungsökonomik an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät.

Hinweis an die Redaktionen

Für weitere Informationen stehen Ihnen Prof. Hermann Waibel vom Institut für Entwicklungs- und Agrarökonomik per E-Mail unter waibel@ifgb.uni-hannover.de sowie Dr. Sabine Liebenehm unter Telefon +49 511 762 4086 gern zur Verfügung.