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„New Normal in Fabriken“ – wie effiziente Produktion in Zeiten der Pandemie gelingt

„New Normal in Fabriken“ – wie effiziente Produktion in Zeiten der Pandemie gelingt

Zweite Untersuchung der GREAN GmbH, einer Ausgründung der LUH, bestätigt Trend aus dem vergangenen Jahr

Durch die Corona-Krise ist die Weltwirtschaft eingebrochen, ganze Lieferstrukturen sind in sich zusammengestürzt, Fabriken waren geschlossen, Produktionsunternehmen mussten ihren Betrieb kurzfristig und drastisch umstellen. Die GREAN GmbH, eine Ausgrundung aus dem Institut für Fabrikanlagen und Logisitik der Leibniz Universität Hannover (LUH), hat nun bereits zum zweiten Mal untersucht, wie sich die Corona-Pandemie auf die Zielgrößen in der Produktion niederschlägt.

Bereits im Sommer 2020 hatte GREAN knapp 90 Unternehmen zu diesen Themen befragt. Nun haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch einmal rund die gleiche Anzahl von Unternehmen befragt. "Neben dem Einfluss etwa auf die logistische Leistungsfähigkeit der Produktion können wir nun aber auch erkennen, wie sich die Wahrnehmung über den Sommer verändert hat und welche Themen genau jetzt wichtig sind", erläutert Dr. Tobias Heinen, Geschäftsführer von GREAN.

Die GREAN GmbH, die sich auf Fabrikplanung, Prozessoptimierung und Steigerung der Ressourceneffizienz spezialisiert hat, hat in der zweiten Untersuchung zwischen Anfang November und Mitte Dezember 2020 etwa 90 Produktionsunternehmen über einen Internetfragebogen oder telefonisch befragt. Der Großteil der Unternehmen stammte aus den Branchen Metallverarbeitung, Maschinen- und Anlagenbau sowie Kunststoffverarbeitung, aber auch aus der Medizintechnik. Im Fokus stand dabei der gehobene Mittelstand, also Unternehmen zwischen 250 und 1.000 Mitarbeitenden.

Zentrales Ergebnis der Studie ist, dass grundlegende Strukturen der Produktion bisher durch die Krise nicht aufgebrochen sind. So wird etwa derzeit Wertschöpfung nicht im großen Maßstab zu Lieferanten ins Ausland verlagert oder outgesourct. Auch die Fertigungstiefe in den Produktionsunternehmen bleibt hoch. Spannend ist, dass Trends, die bereits in der ersten Untersuchung deutlich wurden, nun bestätigt werden können. "So haben die meisten Befragten erkennen lassen, dass sie ein höheres Bestandsniveau in Produktion und Lager durchaus akzeptieren werden - obwohl dies höhere Kosten verursacht", sagt Dr. Tim Busse, der als Geschäftsführer ebenfalls an der Studie mitgewirkt hat. Erkären kann man diesen Trend, den GREAN als "Renaissance der Bestände" bezeichnet, damit, dass höhere Bestände wie eine "Versicherungspolice" gegen Störungen in der Lieferkette wirken.

Bereits in der ersten Untersuchung hatte sich herausgestellt, dass viele der Befragten die wirtschaftliche Gesamtlage trotz allem als überraschend gut empfanden. Instrumente wie Kurzarbeit oder auch die Aufgabe von bestimmten Glaubenssätzen - wie zum Beispiel, Bestände im Lager nicht mehr per se als "böse" anzusehen - konnten offenbar durch die Krise retten.

Neben diesen guten Nachrichten gibt es aber auch kritische Aspekte. So wurde abgefragt, welche Themen in Zukunft auf der Agenda stehen. "Dass Effizienzoptimierungen und Digitalisierungsthemen hoch im Kurs stehen, war uns eigentlich klar", berichtet Tim Busse. "Was uns aber überrascht - und auch ein bisschen erschrocken hat - ist, dass Themen wie eine effiziente Nutzung natürlicher Ressourcen in der Produktion stark an Bedeutung verloren haben. Damit wird Ressourceneffizienz zum Luxusproblem, das erst an Bedeutung gewinnt, wenn an anderen Stellen die Hausaufgaben erledigt sind", beschreibt Busse diesen Trend.

Die vollständigen Ergebnisse der Studie sind unter www.grean.de/allgemein/produktionsindex abrufbar.