Die Umsetzung des Nachwuchspaktes

Zur nachhaltigen Implementierung von Tenure-Track-Professuren im Bund-Länder-Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

Tagung am 23./24. Mai 2019 an der Leibniz Universität Hannover

Frontseite des Welfenschlosses Frontseite des Welfenschlosses Frontseite des Welfenschlosses © Daniel Vogl/LUH

Die Tagung - Rückblick

Am 23. und 24. Mai fand an der Leibniz Universität Hannover (LUH) die bundesweit erste Tagung zur Umsetzung des so genannten Nachwuchspaktes statt. Der Nachwuchspakt ist ein gemeinsames Programm von Bund und Ländern zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Mit dem Programm werden 1.000 zusätzliche Professuren im Tenure-Track-Verfahren geschaffen und in einem wettbewerblichen Verfahren an die Universitäten vergeben. Bis zu eine Milliarde Euro stellt der Bund zur Finanzierung bereit.

Mit der Tenure-Track-Professur wird ein alternativer Weg zur Professur geschaffen, der planbarer und familienfreundlicher ist als der reguläre wissenschaftliche Karriereweg. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erhalten dabei bereits in einer frühen Karrierephase die Aussicht auf eine unbefristete Professur. Nach einer zunächst befristeten Beschäftigung werden die Leistungen in Forschung und Lehre evaluiert. Werden die anspruchsvollen, aber von Beginn an transparenten Kriterien erfüllt, erfolgt mit der Gewährung von Tenure die Entfristung auf Lebenszeit.

"Das Interesse an der Tagung war sehr groß, Vertreterinnen und Vertreter von 49 deutschen Universitäten nahmen teil", erklärt der Vizepräsident für Berufungsangelegenheiten der LUH und Initiator der Tagung, Prof. Dr. Joachim Escher: "Im Rahmen von Vorträgen, Podiumsdiskussionen und speziell auf die offenen Fragen des Programms abgestimmten Workshops hatten die Universitäten die Möglichkeit, u.a. mit den zuständigen Personen des Drittmittelgebers BMBF, des Projektträgers VDI/VDE und des Ideengebers, dem Wissenschaftsrat, ins Gespräch zu kommen."

Die Leibniz Universität hat in der ersten Ausschreibungsrunde 21 Tenure-Track-Professuren zur Schärfung des Forschungs- und Lehrprofils in bestehenden und besonders zukunftsfähigen Bereichen bewilligt bekommen. Sie zählt damit zu den fünf erfolgreichsten Universitäten in der ersten Ausschreibungsrunde. Der Antrag der Leibniz Universität geht mit einer breit angelegten Weitereinwicklung der Personalstruktur und Karrierewege einher. Im Rahmen des Leibniz Talent Development Systems entsteht ein strukturiertes Beratungs- und Qualifizierungssystem entlang der wissenschaftlichen Karrierephasen.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung können die Präsentationen sowie die zentralen Ergebnisse der Workshops hier abrufen.
Programm
Referentinnen und Referenten

Tagungsprogramm im Überblick

  • Donnerstag, 23. Mai 2019

    12.00 Uhr
    Anmelden und Ankommen

    13.00 Uhr
    Begrüßung
    Prof. Dr. Joachim Escher, LUH

    13.05 Uhr
    Grußwort-Talk
    Moderation: Dr. Heike Schmoll
    Dr. Sabine Behrenbeck, WR
    Prof. Dr. Volker Epping, LUH
    Ministerialdirigent Peter Greisler, BMBF
    Staatssekretärin Dr. Sabine Johannsen, MWK


    14.00 Uhr
    Das Tenure-Track-Programm: Seine Ziele und Anforderungen

    Dr. Martin Hering, VDI/VDE-IT

    14.45 Uhr
    Die Tenure-Track-Professur als Teil der Personalstruktur der deutschen Universitäten - Weiterentwicklung oder Fremdkörper?

    Dr. Rolf Bernhardt, HMWK (Abteilungsleiter a.D.)

    15.30 Uhr
    Kaffeepause

    16.00 Uhr
    Zur Umsetzung des Nachwuchspaktes an der Leibniz Universität Hannover: Strategien des Kulturwandels

    Prof. Dr. Joachim Escher, LUH

    17.00 Uhr
    Podium: Etablierung des Karrierewegs der Tenure-Track Professur
    Moderation: Dr. Heike Schmoll
    Dr. Sabine Behrenbeck, WR
    Dr. Hubert Detmer, DHV
    Prof. Dr. Robert Kretschmer, Junge Akademie
    Dr. Christoph Strutz, LUH

    19.00 Uhr
    Gemeinsames Abendessen
    im Besitos

  • Freitag, 24. Mai 2019

    09.00 Uhr
    Begleitforschung zum NWP: Erste empirische Befunde
    Prof. Dr. Eva Barlösius, LCSS
    Leonie Weißenborn, LCSS

    09.45 Uhr
    Kaffeepause

    10.15 Uhr
    Parallele Panel-Sessions zur Umsetzung des Nachwuchspaktes

    • Panel I: Gelingt mit dem Nachwuchspakt ein Paradigmenwechsel?
      Dr. Hubert Detmer, DHV
    • Panel II: Wie lässt sich Führungsqualität überprüfen?
      Prof. Dr. Margarete Boos, GAUG
      Ricarda Mletzko, LUH
    • Panel III: Berufungsverfahren im Nachwuchspakt
      Claudia Schulpin, LUH
      Dr. Jonas Buche, LUH
    • Panel IV: Negative TT-Evaluation: Karriereende oder Chance?
      Dr. Roger Gfrörer, Universität Zürich

    12.00 Uhr
    Abschlusspanel
    Moderation: Dr. Heike Schmoll
    Prof. Dr. Eva Barlösius, LCSS
    Dr. Rolf Bernhardt, HMWK
    Dr. Hubert Detmer, DHV
    Prof. Dr. Joachim Escher, LUH
    Prof. Dr. Robert Kretschmer, Junge Akademie

    13.00 Uhr
    Ende der Tagung

Abstracts der Panel-Sessions am Freitag, 24.05.

  • Panel I: Gelingt mit dem Nachwuchspakt ein Paradigmenwechsel?

    Das Bund-Länder-Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses beinhaltet neben der Schaffung 1.000 so genannter Tenure-Track-Professuren auch die an die Universitäten gerichtete Botschaft, mit der Etablierung des Tenure-Track-Programms einen Kulturwandel zu fördern und gleichzeitig die Aufforderung, die Personalstruktur so weiterzuentwickeln, dass sie den „neuen Karriereweg“ optimal ergänzt.

    Kann man nun angesichts der Tatsache, dass es einerseits Tenure-Track-Modelle bereits seit etwa 15 Jahren gibt und andererseits „lediglich“ 1.000 Tenure-Track-Professuren über mehrere Jahre hinweg ausgeschrieben werden, tatsächlich von einem Paradigmenwechsel im Sinne eines grundlegenden Umbruchs der Karrieremöglichkeiten sprechen? Auch sind – jenseits dieser Überlegungen – fächerspezifische Vorbehalte gegen die Tenure-Track-Professur nach wie vor greifbar. Häufig genug entzünden sich die damit verbundenen Diskussionen am Sinn oder Unsinn einer gegebenenfalls sogar als Monographie zu verfassenden Habilitationsschrift. Geht es also tatsächlich um einen – flächendeckenden – Paradigmenwechsel oder doch nur um die solidere Fortentwicklung einer bereits älteren Idee – und mithin lediglich um die Ergänzung zu den vielen bereits existierenden Karrierewegen in der Wissenschaft?

    - Herr Dr. Hubert Detmer, Deutscher Hochschulverband

  • Panel II: Wie lässt sich Führungsqualität überprüfen?

    Der Vortrag zum Einstieg in Panel II beschäftigt sich mit der Frage, wie sich Führungskompetenz bei jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich auf Professuren bewerben, erkennen oder gar messen lässt. Zunächst wird diskutiert, was Führung im akademischen Kontext bedeutet, welche Anforderungen an die Führung von MitarbeiterInnen sich für ProfessorInnen stellen und welche Konzepte interaktionaler und struktureller Führung sinnvoll und angemessen erscheinen. Abschließend werden Ansätze zur Frage skizziert, wie Kriterien in Berufungsverfahren um den Aspekt der Führungskompetenz erweitert und wie mit den Ergebnissen umgegangen werden kann.

    - Frau Prof. Dr. Margarete Boos, Georg-August-Universität Göttingen
    - Frau Ricarda Mletzko, Leibniz Universität Hannover

  • Panel III: Berufungsverfahren im Nachwuchspakt

    Berufungsverfahren bilden das wirkungsvollste Mittel zur Profilbildung von Universitäten und als die strategisch wichtigste Aufgabe zur Gewinnung und Bindung hervorragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Wie bei allen Berufungsverfahren müssen auch bei der Besetzung von Tenure-Track-Professuren im Rahmen des Bund-Länder-Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden. Zu nennen wären diesbezüglich das grundgesetzliche Gebot der Bestenauslese und die spezifischen Einstellungsvoraussetzungen gemäß Landeshochschulgesetz. Darüber hinaus bedarf es bei Berufungen im Nachwuchspakt zusätzlich der Berücksichtigung von Förderkriterien, die sich aus den Programmzielen ergeben und - im schlimmsten Fall - zu Inkompatibilitäten mit den gesetzlichen Vorgaben führen können. Der Workshop bietet die Möglichkeit zum Austausch zu Fragen und praktischen Problemen, die sich in den verschiedenen Phasen von Berufungsverfahren im Nachwuchspakt ergeben. Er setzt sich zum Ziel, die Reichweite der Problemstellungen (einzelne Universität, Landesebene, Bundesebene) sowie best practices im Umgang mit ihnen zu ergründen.

    - Claudia Schulpin, Leibniz Universität Hannover
    - Dr. Jonas Buche, Leibniz Universität Hannover

  • Panel IV: Negative Tenure-Evaluation: Karriereende oder Chance?

    Der ursprüngliche Gedanke von „Tenure Track“ bestand darin, Nachwuchsforschenden mit einer Anstellung als Juniorprofessor*in nach einer Bewährungsfrist die Zusage auf ein Ordinariat/unbefristete Lebenszeitprofessur abzugeben. Um diese Garantie einzuhalten können Professuren mit Tenure Track ohne erneute Ausschreibung resp. auch als Hausberufung in eine Lebenszeitprofessur gelangen. Ein Evaluationsbericht in der zweiten Hälfte des Tenure Tracks befindet dann über die Eignung der Juniorprofessorin oder des Juniorprofessors. Dabei – so die Idee – muss qualitativ begründet werden, weshalb sich eine Person nicht eignet.

    Neu werden nun Professuren mit Tenure Track-Option ausgeschrieben, bei der auch quantitative Gründe ausreichen, dass Jungprofessor*innen nicht berufen werden. Das akademische System schafft also eine weitere Zwischenstufe, die noch ein bisschen besser dotiert ist als PostDoc oder Assistenzprofessur, gibt aber weiterhin keine Garantie für eine entfristete Anstellung im System ab.

    Wenn mit der Tenure Track-Option lediglich eine Fristverlängerung der akademischen Qualifizierung ohne Anstellungsgarantie verbunden ist, stellt sich die Frage nach dem Umgang mit denjenigen, die eine negative Evaluation oder trotz positiver Evaluation schlicht keinen Platz im System finden. In dieser Phase sind die Menschen zwischen 35 und 45 Jahre alt.

    Dieses Panel beleuchtet die Verantwortung des akademischen Systems bei flächendeckenden „Tenure Track-Optionen“ und diskutiert und erarbeitet Varianten, mit denen die Akademie dieser Verantwortung gerecht werden kann.

    Eine aktive Mitarbeit der Panelteilnehmer*innen wird explizit gewünscht.

    - Herr Dr. Roger Gfrörer, Universität Zürich

Referentinnen und Referenten

Organisation und Kontakt

Foto: Prof. Dr. Joachim Escher (Fotograf: Moritz Küstner) Foto: Prof. Dr. Joachim Escher (Fotograf: Moritz Küstner) © Moritz Küstner
Prof. Dr. Joachim Escher
Vice President
für Personalentwicklung
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Welfengarten 1
30167 Hannover
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Room
Foto: Prof. Dr. Joachim Escher (Fotograf: Moritz Küstner) Foto: Prof. Dr. Joachim Escher (Fotograf: Moritz Küstner) © Moritz Küstner
Prof. Dr. Joachim Escher
Vice President
für Personalentwicklung
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Claudia Schulpin
Management
Referat für Berufungsangelegenheiten
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Welfengarten 1
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